Wenn in Zentraleuropa eisiger Wind Schneeböen durch die Straßen treibt, macht Motorradfahren nicht wirklich Spaß. Südostasien bietet sich als günstige und nicht allzu weit entfernte Winterflucht an. Mit einem gemieteten Motorrad lässt sich das faszinierende und geheimnisvolle Ziel problemlos in Eigenregie erforschen – gute Nerven und fahrerisches Können sind wegen des oft gefährlichen Verkehrs allerdings Grundvoraussetzung. Diese FAQ beziehen sich auf eine Motorradreise durch die Länder Vietnam, Laos und Kambodscha (Anfang 2023). Start und Ziel war Ho-Chi-Minh-Stadt in Südvietnam.

Vorbereitung: Internet und Bücher

Reiseberichte für Südostasien gibt es im Internet einige. Hervorragende Anlaufstellen im Netz, besonders für spezielle Fragen, sind die einschlägigen Reise- und Motorradforen. Gedruckte Reiseführer für Südostasien sind in ordentlicher Anzahl vorhanden, aber wegen der Corona-Jahre oft nicht auf dem neusten Stand.

  • Horizons Unlimited: Die Community schlechthin für Motorrad-Fernreisende. Sollte eigentlich jeder kennen, der bereits „Motorrad“ und „Reisen“ in einem Satz gesagt hat. Extrem hilfreiches und aktives Forum (Hubb).
  • Vietnam Coracle: Der Online-Guide für Vietnam bietet unabhängige Informationen, davon sehr viele speziell für Motorradfahrer. Tom, der Autor, hat selber über 200.000 Kilometer mit dem Motorrad in Vietnam zurückgelegt und beschreibt viele Touren im Detail.
  • Lonely Planet Vietnam, Cambodia, Laos & Northern Thailand: Wer immer noch gerne Papier in der Hand hält, ist mit dieser Lonely Planet Ausgabe (ISBN-13: 978-1787017955) gut bedient. Sie deckt den größten Teil von Festland-Südostasiens ab, ohne zu sehr ins Detail zu gehen. Ideal für eine größere Rundreise.

Motorradmiete

Größter Anbieter in Vietnam ist Tigit Motorbikes. Die verschiedenen Standorte in Ho-Chi-Min-Stadt, Da Lat, Da Nang, Hanoi und Hue ermöglichen Einweg-Touren, d.h. man kann das Motorrad in einer anderen Niederlassung abgeben. Rechtzeitiges Reservieren und Anzahlen empfiehlt sich, vor allem in der Hochsaison während des europäischen Winters. Die Abwicklung für meine knapp zweimonatige Miete war einwandfrei, genauso wie der vorab vereinbarte Rückkauf.

Ich war auf einer Honda XR150L (130kg, 12PS) unterwegs, die in allen Belangen vollkommen ausreichend für Verkehr und Straßenverhältnisse war. Das Platzangebot ist beschränkt, aber wer als Motorradfahrer häufig unterwegs ist, kommt auch mit einer 80 Liter Rolle (Enduristan Tornado 2 Pack Sack – X-Large) und Tankrucksack (Enduristan Sandstorm 4S Tankrucksack) für die wichtigsten Dinge aus.

Selber mitbringen:

  • Montierhebel, Reifenflickzeug und Werkzeug für einfache Reparaturen, da in der Regel kein Bordwerkzeug vorhanden ist. Eine Internet-Suche bringt schnell die Informationen, was üblicherweise im Bordwerkzeug ist.
  • Outdoor-Handy samt Lenker- oder Spiegelhalterung für die Navigation.

Südostasien mit Motorrad 2023

Kleidung und Schutzausrüstung

Ich war mit meiner Textilmembrankombi inklusive aller Protektoren und Motorradstiefeln unterwegs. Ja, das kann ziemlich warm werden, ist aber angesichts der rüden Verkehrsverhältnisse durchaus angebracht. Da die Ausrüstung mein Gepäcklimit und vorhandenes Packvolumen überschritten hat, habe ich sie während des Fluges teilweise angehabt.

In Vietnam kann es tatsächlich unangenehm kalt werden und einstellige Temperaturen haben. Ich habe meine Winterhandschuhe auf der Ho-Chi-Minh-Road und dem Ha Giang Loop sehnlichst vermisst und musste in Hanoi auf Suche nach zusätzlichen Kleidungsschichten gehen. Was aber bei den vielen Läden mit „alternativer Originalware“ im Old Quarter der Millionenmetropole kein größeres Problem war.

Visa und andere Dokumente

Visa werden für alle drei Länder benötigt. Vietnam und Kambodscha habe ich bereits vor der Reise in Deutschland beantragt. Das Laos Visum war innerhalb einer halben Stunde in der laotischen Botschaft in Ho-Chi-Minh-Stadt erhältlich. Auch im Post-Covid-Zeitalter können sich Einreisebestimmung schnell ändern – das Auswärtige Amt hat immer aktuelle Informationen.

  • Langzeitreiseversicherung: Die Standard-Reiseversicherungen decken meistens nur einen Zeitraum von 30 Tagen ab. Wer länger unterwegs ist, benötigt eine spezielle Langzeitversicherung, teilweise auch als Nachweis für eine Visa-Erteilung. Ich hatte die Langzeitversicherung des ADAC, habe allerdings keinen großen Aufwand betrieben, um den optimalsten Anbieter zu finden.
  • Sonstige Papiere: Führerschein (national und international), Impf- und Reisepass. Mehr hatte ich nicht dabei und auch nicht gebraucht. Ein Satz Kopien und Scans der Unterlagen, die man sich selber per E-Mail schickt, schonen bei Verlust Nerven.

Verkehr

Der Verkehr in Südostasien, insbesondere Vietnam, stellt auch geübte Motorradfahrer vor sehr große Herausforderungen. Absolute Vorsicht und defensive Fahrweise sind oberstes Gebot. Die medizinische Versorgung entspricht in ländlichen Gebieten n der Regel nicht dem westlichen Standard.

Südostasien mit Motorrad 2023

Grenzübertritte mit Motorrad

Grenzübertritte sind ein schwieriges und ambivalentes Thema, das mangels fester offizieller Vorgaben immer wieder anders ablaufen kann. Ich war beispielsweise mit einem gekauften Motorrad von Tigit Motorbikes (inklusive Eignernachweis Bluecard) unterwegs. Die Grenzübergänge Vietnam – Laos und Laos – Kambodscha liefen problemlos, nur der Letzte, zurück von Kambodscha nach Vietnam, war sehr schwierig. Zwei Motorradreisende, mit denen ich vorher unterwegs war, haben die gleiche Grenze ein paar Tage später ohne Probleme passiert.

Navigation und Karten

Ich habe ausschließlich mit Google Maps in Kombination mit lokalen SIM Karten navigiert. Als Offline Backup, z.B. direkt nach einem Grenzübertritt, habe ich MAPS.ME und OSMand verwendet. SIM-Karten sind günstig, problemlos zu bekommen und haben in der Regel ein sehr hohes Datenvolumen.

Ich habe die SIM-Karten in einem wasserdichten Outdoor-Mobiltelefon von Doogee am Motorrad (Lenkerhalterung) eingesetzt. Über Tethering hat mein normales Mobiltelefon die Verbindung mit verwendet. 

Südostasien mit Motorrad 2023

Apps für das Smartphone

Beim diesem Thema muss ich immer an Max Reisch denken, der 1933 mit einer Puch nach Indien gefahren ist. Telefon, Internet.. was ist das denn? Es geht auch ohne, aber ein Smartphone erleichtert der Alltag des Reisenden doch ungemein.

  • Grab: Tipp! Mit der Ridesharing-App von Grab gibt es, zumindest in den Ballungszentren von Südostasien, keinen Stress mehr, um ohne zu feilschen an sein Ziel zu kommen. Einfach in der Android/iOS-App die Karte oder Adresse verwenden und schon bekommt man einen festen Fahrpreis samt sicherem Transfer. Der Fahrzeug holt einen – App sei Dank – vom aktuellen Standort ab.
  • MyWährung: Dong, Kip, Riel… Irgendwann verliert jeder mal den Überblick bei den Landeswährungen. MyWährung von ROQAPPS Software GmbH ist ein schlanker Währungsrechner, der auch offline arbeitet.
  • Google Translate: Die Übersetzungs-App besitzt einen Offline Modus, ggf. muss das gewünschte Sprachpaket noch heruntergeladen werden. Der OCR Modus (optische Texterkennung) funktioniert leidlich, reicht aber in der Regel für Speisekarten und Schilder aus.
  • Booking.com: Unterkünfte sind günstig in Südostasien und problemlos über die Booking-App buchbar. Die Fotos verschaffen einen ersten Eindruck, bei zu vielen überschwänglichen Bewertungen in Kombination mit einem sehr guten Preis ist Vorsicht geboten.

Südostasien mit Motorrad 2023

Allgemeine Ländertipps

Vietnam

  • Das Motorrad nie irgendwo unbewacht abstellen, es gibt an allen Ecken und Enden bewachte Parkplätze für wenig Geld.
  • Keinesfalls den Ausweis, bzw. Reisepass, weggeben. Weder bei Polizeikontrollen noch als Pfand für Motorrad-Leihe.
  • Eine Kopie des Reisepasses wurde zur Anmeldung in Unterkünften immer akzeptiert.
  • Fahren: Ha Giang Loop (kann überlaufen sein) und der mittlere Teil der Ho-Chi-Minh-Road.
  • Ausprobieren: Bánh mì, ein üppig belegtes und leckeres Baguette, in dem sich Frankreich und Vietnam vereinigen. Gibt es oft in den Garküchen an der Straße.

Laos

  • Nicht abseits markierter Wege herumstromern. Auf kein Land der Welt sind pro Kopf mehr Bomben gefallen, als auf Laos. Von 1964 bis 1973 flog die amerikanische Luftwaffe 580.000 Angriffe und warf mehr als 2 Millionen Tonnen Bomben ab. Vieles davon liegt jetzt noch als Blindgänger herum und ist auch Jahrzehnte nach Kriegsende noch eine Gefahr.
  • Fahren: Thakhek Loop. Keinesfalls den Abstecher zur Kong Lor Höhle (Tham Kong Lo) auslassen. Unterkünfte wegen begrenztem Angebot vorab buchen!
  • Anschauen: Luang Prabang – Mehr Tempel geht nicht.
  • Ausprobieren: Das Essen ist überall toll. Wer trotzdem Lust auf eine handgemachte Pizza hat, findet im Popolo (Luang Prabang) die Beste.

Kambodscha

  • Anschauen: Die Tempelanlagen von Angkor. Ich war individuell mit einem 3-Tages-Ticket für ca. 60 € unterwegs. Mit dem Motorrad hat man den Vorteil, versetzt zu den Touristenströmen fahren zu können. Zum Sonnenaufgang sind beispielsweise die meisten in Angkor Wat und der Ta Prohm (Tomb Raider) Tempel ist praktisch menschenleer.
  • Fototipp: Ost Tor (East Gate, Thvear Khnoch, Kmoch Gate, Gate of the Dead) von Angkor Thom. Liegt ein bisschen weiter ab vom Schuss an einem unbefestigten Weg. Die Chancen stehen gut, dass Du das Tor alleine anschauen kannst.

Südostasien mit Motorrad 2023

Aktualität und dein Beitrag

Die Informationen in diesem Artikel sind nach besten Wissen und Gewissen, allerdings ohne Gewähr, Anfang 2023 zusammen gestellt worden. Wenn Du Fehler findest, oder weitere Tipps hast, schreib mir einfach in den Kommentaren oder direkt über das Kontaktformular. Danke für Deine Hilfe!

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