Ölgii (Mongolei). Der russische Grenzer deutet auf mich: „You can go“. Mark hat nicht so viel Glück oder vielleicht auch nur den falschen Pass und wird mit „You come with me!“ zurück in den Abfertigungsbereich gescheucht.

Nicht unbedingt die Sätze die man an einer Grenze hören will, nachdem eigentlich schon alle Ausreiseformalitäten abgeschlossen sind. Irgendwann sind aber alle Fragen beantwortet und wir können durch das Niemandsland das Abenteuer Mongolei in Angriff nehmen.

Im Blue Wolf Ger Camp in Ölgii treffen wir auf Dani aus der Schweiz und Thierry aus Bordeaux. Ersterer ist mit dem Fahrrad unterwegs, letzterer mit einer 1200er Adventure. Wir werfen zusammen und buchen einen Ausflug zu einem Adlerjäger. Bei dieser über 2000 Jahre alten Art der Falknerei wird mit, meist weiblichen, Steinadlern Kleinwild gejagt. Das Ganze ist heutzutage vor allem eine touristische Attraktion, nichtsdestotrotz ist es eine ganz spezielle Erfahrung, einen dieser großen Greifvögel auf dem Arm zu haben.

Allerdings sollte man vorher nicht, so wie ich, nachfragen ob die Adlerjäger beim abrichten auch gebissen werden. Wenn man dann gestenreich die vielen Stellen am Kopf gezeigt bekommt in die der scharfe Schnabel schon seinen Weg gefunden hat, fühlt sich der eigene Arm auf einmal sehr, sehr kurz an.

Im Laufe des Tages habe ich auf einmal einen fluffigen Welpen in der Hand, was so ziemlich den einzigen Aggregatzustand bei Hunden darstellt mit dem ich kann. Umso überraschter bin ich, als mir unser Guide erklärt, daß der vermeintliche Hund ein Wolf ist.

Viel Spaß wird der Kleine aber nicht in seinem Leben haben. Sobald er aus dem Knuddel-Alter herausgewachsen ist, wird man ihn erschießen. Diverse Teile werden dann Verwendung in obskuren chinesischen Wundermittelchen finden, da ihnen besondere Eigenschaften nachgesagt werden. Bärengalle, Tigerpenise oder Wolfsinnereien – Dummheit scheint leider nie auszusterben. [Text und Fotos: Stefan Thiel @ www.stefan-thiel.info]