Eceabat (Türkei). Nach der spröden Abweisung durch Zeus am Olymp verlief zumindest der Abschied aus der EU gut. Ursprünglich hatte ich noch einen Day-Off auf Thasos eingeplant. Da die Fähre dorthin aber höchstwahrscheinlich Pinguine von Eisschollen geschubst hätte, ging es gleich weiter bis in die Türkei.

Der Grenzübertritt dürfte wohl der einfachste und schnellste der noch kommenden gewesen sein. Grüne Karte, „Mario Gómez good player“, Stempel in Pass und „Hoşgeldiniz“ (Willkommen) – in 10 Minuten war alles erledigt. Auf Gallipoli, noch im europäischen Teil der Türkei, suche ich mir eine Unterkunft in Eceabat.

Während des ersten Weltkrieges war Gallipoli Schauplatz einer erbitterten Schlacht bei der es um die Kontrolle der Dardanellen und letztendlich um den Zugang zum Bosperus und dem Schwarzen Meer ging. Auf beiden Seiten verloren über 100.000 Mann ihr Leben und noch heute erinnern auf der Halbinsel zahlreiche Gedenkstätten und Friedhöfe an das sinnlose Gemetzel. In Australien und Neuseeland ist der Landungstag der ANZAC-Truppen (Australian and New Zealand Army Corps, ein Teil der Entente-Mächte) am 25.4. ein ganz großes Ding und bedeutet um diesen Jahrestag herum eine (friedliche) Invasion von „Down Under“ in der Gegend.

Bis dahin dauert es aber noch fast einen Monat, deswegen bin ich praktisch der einzige Ausländer unter den zahlreichen Besuchern der Kriegsschauplätze.

2.600 Kilometer stehen bisher auf dem Zähler und wenn ich von der Fähre in Çanakkale rolle, heißt es endlich „Hallo Asien“. Ich freue mich darauf und vielleicht höre ich dann auch endlich auf, dass Passwort meines Bürorechner eingeben zu wollen. [Text und Fotos: Stefan Thiel @ www.stefan-thiel.info]

Auf der anderen Seite liegt Asien... die europäischen Proteine auf meinem Scheinwerfer importiere ich.