Stepanzminda (Georgien). Die Einreise nach Georgien, der Bandscheibe zwischen Türkei und Russland, verläuft am Grenzübergang Posof reibungslos. Die Straßen werden danach signifikant schlechter und Idealspur bedeutet oft ein wildes Wedeln um die schlimmsten Schlaglöcher herum. Auf dem Weg von Achalziche (Akhaltsikhe) nach Achalkalaki (Akhalkalaki) statte ich der Höhlenstadt Wardsia (Vardzia) einen Besuch ab.

Über dem Fluß Mtkwari erhebt sich eine imposante, 500 Meter hohe Felswand in welche die Stadt im 12. Jahrhundert geschlagen wurde. Ich durchstreife Wardsia über schmale Treppchen und Stiegen und verfluche am Ende mal wieder meine Cross-Stiefel die für die weitläufige Anlage nicht wirklich das ideale Schuhwerk sind.

Höhlenstadt Wardsia

Die Hauptstadt Tiflis (Tbilissi), in der ein Viertel von Georgiens Bevölkerung lebt, begrüßt mich mit heftigen Verkehr. Auf den schmalen Straßen kämpfen dicke Schlitten im Spähpanzerformat (sehr beliebt scheinen Toyota Land Cruiser und BMW X5 zu sein) mit alten Rostlauben um jeden Zentimeter Raum. Als ich in bester Tetris-Manier mein Motorrad in den briefmarkengroßen Hof des Hotels manövriert habe, brauche ich nach dem Tohuwabohu auch erstmal ein Weizen um mich zum absatteln zu motivieren.

Eine Google Niederlassung habe ich auch gefunden

Stichwort Alkohol. Schon alleine die Wodka-Auswahl füllt in manchen georgischen Supermärkten mehr Raum im Kühlregal als Wurst oder Käse. Kopftücher sind eher die Ausnahme und die Röcke werden auch kürzer.  Etwas ungewohnt nach den zwei Wochen in der islamisch geprägten Türkei.

Sind Wolken eigentlich kitzlig? Muss wohl so sein, denn als ich am Kreuzpass auf der Georgischen Heerstraße in eine eintauche reagiert diese mit Regen und Graupel. Der Abstieg vom Pass nach Stepanzminda gestaltet sich entsprechend langsam und ich bin sogar über die unbeleuchteten Tunnel dankbar, die mich jeweils für eine kurze Zeit vor dem garstigen Wetter schützen. Als ich in Stepanzminda (deutsch: Sankt Stephan) ankomme, hat mein Namenspatron aber erfolgreich interveniert und ich bekomme noch ein paar Stunden Sonnenschein bevor ich mich am nächsten Tag zum Grenzübergang Dariali nach Russland aufmache. [Text und Fotos: Stefan Thiel @ www.stefan-thiel.info]