So stellt man sich ein 25-jähriges Jubiläum sicher nicht vor. Leere Parkplätze, über die der Wind Papierschnipsel treibt, verwaiste Campingflächen und Konzerthallen ohne Menschen. Ein unscheinbarer Virus terrorisiert seit 2020 die gesamte Welt und machte auch vor dem Geburtstag des Bike and Music Weekends im bayrischen Geiselwind nicht halt. Es sollten insgesamt drei Jahre ins Land gehen, bis die große Fangemeinde des Kultspektakels rund um Bikes, US-Cars, Dragrace und Live-Music endlich wieder feiern konnte.
Und das tat man: Laut, ausgelassen und unter maximal möglichen Verlusten von Reifengummi und Benzin. Einge kleine Abstriche beim Programm ließen sich da durchaus verschmerzen. Lediglich drei statt vier Tage Veranstaltung und die großen Namen fehlten im musikalischen Line-up. Der Rest war wie immer: Bikeausstellung, Händlermeile, Stuntshows, Showgirls, Dragrace-Vorführungen, handgemachte Musik und bezahlbarer Gerstensaft. Eben alles, was man als Führer eines einspurigen Kraftfahrzeugs von einer ordentlichen Bikerparty erwartet.
Das sich das friedliche und unkomplizierte Miteinander beim Bike and Musik Weekend schon weit herumgersprochen hat, bewies eindrucksvoll die Prämierung der weitestens Anreise. German Ventspits aus Litauen spulte mal locker 1.762 Kilometer ab, um bei der Wochenendfete im Eventzentrum Strohofer mit dabei zu sein. Auch viele alte und liebgewonnene Bekannte aus dem Programm vergangener Jahre ließen es sich nicht nehmen, ein Vierteljahrhundert Bike and Music Weekend nach- und mitzufeieren. Ricardo Domingos aus Portugal und Humberto Ribeiro verschoben beispielsweise locker die Grenzen der Fahrphysik bei ihren Stuntshows. Egal ob Harley Bagger oder Moped, zwei Räder oder vier – solange ein Motor dazwischen pochte, ließen sich damit auch wahnwitzige Kunststückchen vollbringen.
Feurige Liebesgrüße aus Frankreich brachten Donald Pottier (Duck Team) und Hervé Franquin (Team Invader) in Form ihrer Düsentriebwerk-Vehikel mit. Diskussionen, ob man beim Einbau einer Jagdbomber-Turbine in einen Peugeot 205 nicht schon von Downcycling sprechen muss, erübrigten sich recht schnell. Die handliche Krawallschachtel fönte genauso die Haare nach hinten, wie Ihre großen Schwestern und Brüder.
Beim Burnout-Finale wehte – neben vielen eingeäscherten Reifen – auch ein Hauch von Mad Max über die Showmeile. Das Rezept war einfach, aber spektakulär. Mercedes 500 plus Motorrad, Rauchfackeln und Gasmasken. Mel Gibson wäre sicher stolz gewesen, das Publikum war es auf jeden Fall und kürte kurzerhand die bayrischen Endzeitvandalen zum Sieger in der Kategorie Auto. Wer sich das verqualmt-laute Treiben selber einmal anschauen möchte, kann dies nächstes Jahr tun. Das 26. Bike and Musik Festival wird wieder wie gewohnt am ersten Augustwochenende im Eventzentrum Strohofer stattfinden. [Text und Fotos: Stefan Thiel @ www.stefan-thiel.info]
