Die Sonne brennt erbarmungslos, Unmengen von Staub trüben die Sicht und die Luft vibriert vom Getöse vieler Motoren. Könnte fast die Rallye Dakar sein, wäre man nicht unweit von Stuttgart, anstatt in den endlosen Wüsten Saudi-Arabiens. Spätestens nach einem Blick auf das Teilnehmerfeld wird aber klar, dass vor den Toren der Landeshauptstadt die Kleinen das Sagen haben. Kreidler und Zündapp zerpflügen hier die Rennstrecke und nicht Kamaz und Iveco.

Beim siebten Stuttgarter Mofarennen waren am letzten Juni-Wochenende 34 Teams angetreten, um in zwei Klassen mit jeweils zwei Läufen einen Sieger auszufahren. Das technische Reglement hielt sich in Grenzen. Bei maximal 50 Kubikzentimeter Hubraum waren in der Original-Klasse 2,5 PS mit dem Originalmotor erlaubt. In der Tuning Lite-Klasse durften bis zu 5 PS kreativ auf die Hinterachse gebracht werden. Roadbook und GPS-Navigation brauchte es für den 250 Meter langen Rundkurs nicht – dafür aber fahrerische Finesse, um sich im Gewusel beim Waldgasthaus Krummbachtal zu behaupten.

X23_7801

Entstanden ist die Idee zum Wettstreit in der Schnapsglasklasse durch eine Kombination aus vorgerückter Uhrzeit, dem ein oder anderen alkoholischen Getränk und Schwelgen in alten Erinnerungen. „Hast Du noch Dein Mopped von damals?“. Klar war das irgendwo. In der Garage links an der Familienkalesche vorbei, hinter den Gartengeräten aber vor dem Altpapier. Dank schwäbischer Gründlichkeit wurde aus dem Spaß unter Freunden 2015 eine handfeste Veranstaltung die sich seither steigender Beliebtheit erfreut. Bis zu 1.500 Zuschauer lassen sich den Kleinkaliberauftrieb bei freien Eintritt nicht entgehen – unterhaltsamer als ein Wüstenrennen ist es allemal.

Verbissen wird um jeden Zentimeter auf dem Parcours gekämpft und tapfer auf Ideallinie durch die Führungsriege gefräst. Hinfallen ist keine Schande, sondern allerhöchstens eine Runde weniger auf dem Zähler. Das es aber gerade auf diese ankommen kann, zeigt das Endergebnis in der Original-Klasse. Mit 283 Gesamtrunden und lediglich zwei Runden Vorsprung schloß das Kreidler Kamikaze Junior Team (Kreidler MF2) vor den Zweitplatzierten A.R. Enztal Racing (Honda PXR 50) ab. In der Tuning Lite-Klasse war es nicht weniger knapp. Boratech Racing (KTM Bora) beendete mit 334 Runden ebenfalls nur zwei Runden vor den Los Zweitaktos (Piaggio Super Bravo). [Text und Fotos: Stefan Thiel @ www.stefan-thiel.info]