Mitten in der schwäbischen Einöde an die Grenzen gehen. Geht nicht? Geht doch! Unter dem Motto „Mit 50 Kubik durchs Ländle“ sind fluffige 230 Kilometer auf dem Mofa kreuz und quer durch den Ostalbkreis zu absolvieren. Durch die familiäre Atmosphäre ist das MopedXtreme zu einem Geheimtipp geworden, bei dem man sich schnell anmelden muss. Dieses Jahr dauerte es gerade einmal 20 Stunden, bis das Fahrerfeld voll war. Selbiges ist von Pilotenseite und vom Gefährt der Qual bunt gemischt. In der Startaufstellung trotzen hauptsächlich Kreidler, Hercules und das gesamte Simpson-Geflügel standhaft den Verlockungen alternativer Fortbewegungsmittel. Die Altersspanne der Teilnehmer reichte von 15 bis Ende Sechzig und zerlegt damit gandenlos die Hoffnung vieler Eltern, die sich mit „Das ist nur eine Phase“ über die Mopedzeit hinwegtrösteten.

Trotz der überschaubaren Teilnehmerzahl ist der Organisationsaufwand für die Mopedhelden e.V. nicht geringer. So dauerte die Ausschilderung der Strecke die jedes Jahr neu ausgeknobelt wird, trotz ordentlich Manpower über einen Tag. Auch an Start und Ziel auf dem Flugfeld Hornberg geht die Arbeit nicht aus. Glücklicherweise unterstützen bis zu fünfzig freiwillige Helfer die Herzenssache des Vereins: Kultmopeds am Leben erhalten und ein unvergessliches Wochenende mit alten und neuen Freunden auf die Beine zu stellen. Wenn Ziele doch nur öfter so einfach und selbstlos wären.

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Bei der Fahrerbesprechung am Vorabend des MopedXtreme ist Thomas immer noch die Anspannung der vergangenen Wochen anzumerken. Von der Pritsche eines LKW aus verkündet er die letzten Streckeninformationen und Anweisungen. Die Aussage „Alles gut improvisiert“ dürfte dabei als schwäbisches Understatement durchgehen, da am Veranstaltungstag dank gründlicher Vorbereitung alles wie am Schnürchen klappt. Checkpoints alle 60 Kilometer minimieren das Risiko dass Fahrer verloren gehen und zwei Essensausgaben füllen die Mägen der Zweitakt-Rasselbande wieder auf. Kalorien, die bei dem abenteuerlichen Streckenverlauf bitter notwendig sind. 4.000 Höhenmeter mit bis zu 18 Prozent Steigung verlangten den Teilnehmern viel Leidensfähigkeit und Hingabe ab, geizten aber im Gegenzug nicht mit Belohnungen.

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Auf kleinen, verkehrsarmen Sträßchen mäanderte man durch die weitläufige Landschaft der schwäbischen Alb. Kaum zu glauben, wie groß der Unterschied zum nahegelegenen Stuttgart ist. Grüne Idylle und verschlafene Dörfchen statt Feinstaubalarm und Stauchaos. Wer will da noch ankommen? Machte der fahrbare Untersatz ob des betagten Alters doch einmal schlapp, war Unterstützung nur einen Telefonanruf weit entfernt. Ein Werkstattwagen leistet erste Hilfe am Moped, wenn die eigenen Wiederbelebungsmaßnahmen erfolglos blieben. Bequemere Sättel hatten die Pannenhelfer übrigens nicht dabei, obwohl diese im vergangenen Jahr ernsthaft angefordert wurden. Bei verschlissener Sitzfläche tröstete zumindest das Wetter. Sonnenschein satt bei moderaten Temperaturen, selbst der übliche Morgennebel über der Ostalb hatte an diesem Tag woanders zu tun. So macht trödeln Spaß. Gut, dass die legendäre Afterrace-Party auch den Letzten ins Ziel lockte. Livemusik, lockeres Zweigtakt-Gequatsche mit alten und neuen Freunden – so geht Moped – Mission erfüllt. [Text und Fotos: Stefan Thiel @ www.stefan-thiel.info]