Mehr als 1.300 Starter und rekordverdächtige 50.000 Fans versammelten sich am ersten Juniwochenende in der Steiermark, um Motocross in seiner härtesten Ausprägung zu zelebrieren. Die 28. Auflage des Erzbergrodeos bleibt dabei vor allem durch die harschen Wetterbedingungen und den furiosen Durchmarsch von Manuel Lettenbichler (KTM) auf den ersten Platz in Erinnerung.

Bereits am Fronleichnamdonnerstag sorgte das Auftaktevent Rocketride für ordentlich Puls auf und neben der Strecke. Bei dem Steilhangrennen galt es vier der Abbaustufen so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Hier konnte Lokalmatador Ossi Reisinger (Husqvarna) wieder an seine alten Erfolge anknüpfen und den sechsten Sieg einfahren. Während der beiden Prologtage sorgten Regen, niedrige Temperaturen und eingeschränkte Sicht für zusätzliche Herausforderungen auf der Qualifikationsstrecke. 15 Kilometer über die Abbautrassen des aktiven Eisenerztagebaus waren zu absolvieren, um einen der begehrten Finalplätze zu ergattern. Josep Garcia (Spanien, KTM) ließ sich von den schlechten Rahmenbedingungen beim Prolog nicht aus der Ruhe bringen und stempelte mit 10 Minuten und 19 Sekunden die schnellste Zeit auf die Schotterstrecke.

Erzbergrodeo 2024

Der Morgen des Finales ließ wettertechnisch zunächst nichts Gutes erahnen. Bis zum Start um die Mittagszeit setzte sich jedoch die Sonne durch und servierte den Startern beste Rennbedingungen. Es dauerte gerade einmal bis zum ersten Kontrollpunkt, bis der als Favorit gehandelte Manuel Lettenbichler die Führung übernehmen konnte. Scheinbar ohne größere Mühe pflügte sich „Letti“ durch alle Widerstände am Berg aus Eisen und gewann das Rennen klar mit 2 Stunden 47. Wie souverän dieser Sieg ausgefallen war, zeigte die 20 Minuten Abstand zum Zweitplazierten Trystan Hart (Kanada, KTM). Nach einem perfekten Abschneiden im vergangenen Jahr als Manuel Lettenbichler bei allen Weltmeisterschaftsläufen den ersten Platz einheimste, scheint es auch in dieser Saison kein Halten zu geben. Für den 26-jährigen ist es bereits der dritte Gesamtsieg in Folge beim Erzbergrodeo. Ein Hattrick, den außer ihm bisher nur Enduro-Ikone Taddy Blazusiak geschafft hat. Billy Bolt, Lettenbichlers Trainingspartner und zugleich größter Rivale konnte wegen einer postoperativen Erholungsphase nur als Moderator am Rennen teilnehmen. Insgesamt erreichten neun der ursprünglich 500 Starter innerhalb des Zeitlimits von vier Stunden das Ziel. Eine bittere Pille gab es für Teodor Kabakchiev (Sherco) zu schlucken. Eigentlich als Sechster im Ziel, musste dem Bulgaren der Rennabschluss wegen eines ausgelassenen Checkpoints aberkannt werden.

Nicht ganz unschuldig an der geringen Finisherzahl war die zum Vorjahr nochmals verschärfte Streckenführung. Mit Carls Diner hatte Organisator Karl Katoch einen der gröbsten Abschnitte in das erste Drittel der Strecke vorverlegt. Das langgezogene Geröllfeld aus großen, scharfkantigen Brocken legte die Messlatte in dem ohnehin extrem anspruchsvollen Parcour ordentlich nach oben und musste zudem gleich zweimal passiert werden.

Erzbergrodeo 2024

Eine schlechte Nachricht verkündeten die Organisatoren kurz nach dem langen Rennwochenende. Den von Teilnehmern und Besuchern heiß geliebte „Sturm auf Eisenerz“ wird es zukünftig nicht mehr geben. Die wilde und überbordend gefeierte Parade mit gut 2.000 Motorrädern durch die kleine Ortschaft Eisenerz direkt am Veranstaltungsgelände war dieses Jahr logistisch und sicherheitstechnisch an der Grenzen des Vertretbaren angekommen.