Das letzte Augustwochenende dürfte für viele Besucher der Nitrolympx vor allem ein sehr emotionales gewesen sein. Bereits auf dem Weg vom Parkplatz zu den Eingangsschleusen des Hockenheimrings trug der Wind erste Klangfetzen heran: gurgelndes Blubbern großer Hubräume, mühsam beherrschtes Motorenbrüllen beim Burnout und das willenlose Getöse wenn Mensch und Maschine völlig enthemmt über den Dragstrip fegen.
Bereits zum 35. Mal gastierte die größte Drag-Racing-Veranstaltung Europas auf dem Hockenheimring und lockte über das Wochenende mehr als 45.000 Speedjunkies an. 200 Teams waren angetreten, um mit ihren zwei – und vierrädrigen Vmax-Bolzen um Ruhm, Ehre und Titel in den FIA und FIM Europameisterschaften zu kämpfen. Das alte Sprichwort „Wer rastet, der rostet“ hatte sich glücklicherweise keiner der Teilnehmer zu Herzen genommen. Vielmehr zeigten viele neue Bestzeiten und Streckenrekorde eindrucksvoll, dass die zweijährige Zwangspause weder den Biss, noch den Hunger nach sportlichen Höchstleistungen bei den Protagonisten auf der Rico Anthes Quartermile beeinträchtigt hatten.
Clemens „Wally“ Walleit zimmerte auf seiner Kawasaki ZX-12 R gar einen neuen deutschen Rekord in den klebrigen Belag der Viertelmeile. 322,15 Stundenkilometer in 7,339 Sekunden sind bei den super Street Bikes jetzt erstmal die neue Referenz. Die Chancen stehen aber nicht schlecht, dass der Titel in der Familie bleibt. Sohnemann Ricardo, ebenfalls auf Kawasaki ZX-12 R, legte mit 7,752 Sekunden (311 Stundenkilometer) eine neue persönlich Bestzeit vor, schied aber im Viertelfinale aus.
Definitiv keine Rekorde wird Drag-Racing-Legende Eric Teboul mehr erfahren. Der „Rocketman“ verabschiedete sich vom Hockenheimer Publikum aber mehr als stilvoll in den Unruhestand. Auf seinem mit Wasserstoffperoxid angetriebenen Drag-Bike hinterließ er einen neuen Zweirad-Streckenrekord mit 5,123 Sekunden für die 402 Meter der Viertelmeile und erreichte dabei sagenhafte 421,37 Stundenkilometer.
Das starke Comeback der Nitrolympx wurde wie in der Vergangenheit von einem bombastischen Rahmenprogramm untermalt. Die ausverkaufte Nightshow am Samstagabend belohnte die Fans mit einer atemberaubenden Show bei der vor allem die feuerspeienden Top-Fuel und Jet-Dragster für stimmungsvolle Beleuchtung sorgten. Das hatte sich auch bis in eine weit, weit entfernten Galaxis herumgesprochen und mit Darth Vader und Imperator Palpatine sehr illustre Special Guests angezogen. Wer sich das Spektakel selber – auch ohne Berufung zum Jedi – anschauen möchte, kann dies vom 25. bis zum 27. August 2023 tun. [Text und Fotos: Stefan Thiel – www.stefan-thiel.info]
