Wo hast Du mich da hingeschleppt? Das frage ich mich allerdings auch, als ich mit Benny das weitläufige Gelände des Zwarte Cross erkunde. Eigentlich war es nur ein Satz in einer Pressemitteilung zu den ADAC MX Masters die uns über 400km in die Niederlande gebracht haben:
„Seit 2006 findet in Lichtenvoorde das legendäre „Zwarte Cross Festival“ statt, das mit einer Mischung aus Musikfestival und Motocross-Veranstaltung zig tausende Zuschauer in die 40 Kilometer von Enschede gelegene Region lockt...“ Hörte sich interessant an, warum also nicht?.
Tatsächlich ist das Zwarte Cross die pure Multi-Kulti Spaßanarchie und sprengt selbst mein Vorstellungsvermögen, dass durch diverse Veranstaltungen in der Vergangenheit schon recht weit gedehnt ist. 190.000 Besucher, 26 Bühnen, 200 Bands und ein gigantisches Rahmenprogramm auf 140 Hektar kann man auch nicht wirklich verniedlichen. Kaum zu glauben, dass dies alles aus einer kleinen Motocross-Veranstaltung mit 1000 Besuchern und vielleicht 150 Fahrern entstanden ist. Diese war zudem mehr oder weniger illegal, eben „schwarz“, dadurch entstand der Veranstaltungsname („zwarte“, niederländisch für schwarz).
Motocross wird tatsächlich auch noch gefahren, die Hauptattraktion sind aber die Spezialrennen auf der Sandstrecke des MAC Lichtenvoorde. Verkleidung der Fahrer und Fahrerinnen ist normal, die Fahrzeuge mit denen dann die Strecke unter die Räder genommen wird, sind noch um einiges fatastischer. Ein Trojanisches Pferd aus dem Motorräder herausschießen um nach ein paar Burnouts wieder durch das Heck einzufahren. Schiffe, Rasenmäher und Schuhe – es gibt nichts, was nicht mit ordentlich Qualm und Gestank durch die Botanik rollen kann.
Interessanterweise ist das Festival, trotz der enormen Besucheranzahl und der verschiedenen Subkulturen die hier aufeinandertreffen, komplett entspannt und stressfrei. Hängt vielleicht mit den süßliche Rauchschwaden zusammen durch die man des öfteren mal läuft oder schlicht und ergreifend damit, dass die Leute einfach nur feiern und Spaß haben wollen. Musikalisch ist man breit aufgestellt. Rock’n’Roll, Reaggee, Alternatve, Folk und noch einiges mehr lässt sich auf den Bühnen entdecken. Wer damit nicht glücklich wird, kann in den verschiedenen Discozelten extremere Lauschlappenbeschallung, wie beispielsweise Hardstep oder Heavy Metal, bekommen.
Wettermässig konnte das Zwarte Cross 2015 mit der gleichen Vielfalt wie das Rahmenprogramm aufwarten. Zwischen brüllenden Sonnenschein und den Ausläufern eines Orkanes gab es alle möglichen Kapriolen. Wer sich das Ganze einmal selber anschauen möchte, sollte sich rechtzeitig um Karten kümmern. Das Zwarte Cross hat in der Zwischenzeit Kultstatus, entsprechend früh sind die Tickets weg. [Text und Fotos: Stefan Thiel @ www.stefan-thiel.info]
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